NACHT - SCHATTEN - SPUREN

Der Sprayer von Zürich

Harald
© by srf.ch

Harald Naegeli

Harald Naegeli, der "Sprayer von Zürich" - zu Beginn der 80er Jahre hörte man von ihm und sah ein paar auf Wände gesprühte Bilder in der Presse. - Ein künstlerischer Sonderling und Rebell, kontrovers diskutiert und in der Schweiz wegen Sachbeschädigung polizeilich gesucht.
Auf seine Verurteilung folgte Stille, das Phänomen schien erledigt – doch tauchten nicht erwartet und kaum bemerkt über Nacht ähnliche Figuren in Deutschland zwischen 1980 und 1981 auf. Der Sprayer von Zürich - er war der erste, der nach der Ära der gesprühten politischen Parolen seine Figuren um 1980 als Grafitti in die Städte brachte - lange bevor die Farbsprayer in Massen ausschwärmten, um mit ihren monströsen Logos Städte, Bahnwaggons und Autobahnen zu kolorieren.

Naegelis Figuren entstehen aus der einfachen schwarzen Linie. Sie ducken sich ins Ensemble, oder springen aus ihm hervor. Flüchtig ist der Strich, der sie erzeugt, flüchtend ist oft ihre Pose. Sie beleben die Ecken, als scheuten sie die offene Zurschaustellung.

Siepes Fotografien bilden das Eigenleben dieser Winkel gestochen scharf und zugleich atmosphärisch ab. In streng reduzierender fotografischer Manier dringt er porentief in die Kölner Mikroarchitektur. In Momenten von eigenartiger Beleuchtung ringt der Fotograf den Gestalten die Bereitschaft ab, sich zu zeigen. Dann leben die Figuren wie in der Bewegung einer Momentaufnahme, die im Begriff ist, den Rahmen zu verlassen.


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